BEWEGUNG

NEU ERLEBEN

Interview mit Dr. med. Dr. disc. pol. Homayun Gharavi

Bewegung neu erleben

Kinder. Sie lachen 20 Mal so oft wie Erwachsene. Sie sind neugierig, stellen unentwegt Fragen, wollen alles wissen. Und sie leben im Hier und Jetzt. Von Kindern und ihren Fähigkeiten können Erwachsene viel lernen. Ihr natürlicher Bewegungsdrang ist der Motor für Bewegung in intuitiver Perfektion, so Homayun Gharavi. Ihr Einsatz des eigenen Körpergewichts und die Beherrschung beim Klettern und Springen, beim Hocken und Aufrichten, beim Laufen und Sprinten sind Ausdrucknatürlicher Harmonie. Genau das meint funktionelles Training, freie Elemente des Bewegungstrainings.

fMi: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen funktionellem und dysfunktionellem Training?

Dr. Dr. Gharavi: Es gibt eigentlich keine richtige Grenze. Das Wort Funktion bedeutet ja, dass etwas funktioniert, es also seine Funktion ausführt. Daher muss man auf der zellulären Ebene beginnen. Ohne die Funktion der Zellen gibt es keine Funktion der Struktur, des Organs und letztlich des gesamten Körpers. Es ist vergleichbar mit der Leistungsfähigkeit einer Firma: Wenn ein Mitarbeiter nicht funktioniert, müssen Kollegen das Defizit kompensieren. Wenn mehr Mitarbeiter ausfallen, erreicht man schnell eine Schwelle, an der die gesamte Abteilung, die gesamte Etage oder sogar die gesamte Firma ausfällt. So ist es auch mit dem menschlichen Körper. Die Funktion, die wir von außen sehen, ist das Resultat der Einzelfunktionen der Zellen. Wenn wir also funktionell trainieren wollen, müssen wir auch der Funktion der Zellen, der Organe und der Strukturen gerecht werden.

fMi: Wie ist dann die Funktion während des Schlafes zu betrachten?

Dr. Dr. Gharavi: Der Schlaf gehört zur Regenerationsphase. Lebende Systeme funktionieren, weil sie sich regenerieren können. Die Anpassung an Veränderungen der Belastung findet in dieser Phase statt und stellt die Grundlage für die gesunde Funktionsphase dar.

fMi: Handelt es sich um funktionelles Training, wenn unser Kunde im Fitness-Studio einmal pro Woche 8 Übungen macht?

Dr. Dr. Gharavi: Das kommt auf die .bungen an. Es ist sicher kein funktionelles Training, wenn die Übungen den Kunden in eine vorgegebene und inkomplette Bewegungsbahn zwingt, obwohl er zu mehr imstande wäre. Das hat dann nicht wirklich etwas mit der Funktion des menschlichen Körpers zu tun. Ein gesunder Gang und die Fähigkeit, in einer tiefen Hocke zu verharren, ist funktionell. Ein Studio muss in der Lage sein, ein sehr breites Publikum, von dem der Großteil nicht spezialisiert ist, zu bedienen. In funktioneller Hinsicht geht das am besten, wenn sich auf die grundlegenden Bewegungen konzentriert wird, die der Kunde auch umsetzen kann. Also zum Beispiel: Hocken, Strecken, Ausfallschritte sowie Vorwärts-, Rückwärts-, Seitwärts- und Rotationsbewegungen. Damit werden alle anatomisch m.glichen Bewegungen der Gelenke ausgenutzt, um Kraft zu generieren und um die Faszien auf Dehnung zu bringen. Allein mit Hocken und Strecken lassen sich ganze Kurskonzepte füllen.

fMi: Warum soll unser normales Studiomitglied funktionelles Training machen?

Dr. Dr. Gharavi: Weil es um seine Gesundheit geht. Sobald ein Mensch gegen die Funktion seiner Körperstrukturen trainiert, wird er sich verletzen, sich krank oder schlecht fühlen. Es geht darum, Reize in Richtung der Besserung zu setzen. Wir haben mit unserem 4D Pro-Konzept in einigen Studios schon erreicht, dass die Mitglieder die positiven Veränderungen innerhalb von Minuten spüren und sich Erfolge nicht erst nach Monaten des Trainings einstellen. Erfolgreiche Konzepte vermitteln dem Kunden eine unmittelbare Veränderung und das funktioniert am besten, wenn Bewegung neu erlebt wird. Erlebnisse entstehen im Gehirn und wirken wie eine Belohnung. Ziel unserer Konzepte ist, dem Kunden eine sofortige Belohnung zu ermöglichen. Wir haben mit unserem Trainingskonzept die Funktion des Körpers wieder neu definiert. Normalerweise ist unser Körper darauf ausgelegt, eine große Bewegungsvielfalt zu erleben und somit in hohem Maß anpassungsfähig zu sein, jedoch nicht um 11 Stunden am Tag zu sitzen. Da unsere Gesellschaft dies aber überwiegend

tut, nimmt unser Gehirn das Sitzen irgendwann als Normalsitua- tion wahr, und was davon abweicht, wird als nicht normal emp- funden. Unter dem Strich kann man sagen: Funktionalität muss wieder erlebt werden, bevor es trainiert werden kann. Je anpas- sungsfähiger unsere Kunden sind, umso funktioneller und damit gesünder sind sie.

fMi: Welche Voraussetzungen sollte ein Studio erfüllen, um funktionelles Training anzubieten?

Dr. Dr. Gharavi: Die Mischung macht’s. Prinzipiell sollte man sich den Menschen in der freien Natur, ohne den körperlichen Verfall durch die Zivilisation, vorstellen. Kinder haben uns das bis vor dem Handy-Zeitalter noch demonstriert. Ihr natürlicher Bewegungs- drang ist der Motor für Bewegung in intuitiver Perfektion. Das beinhaltet die Bewältigung und Kontrolle des eigenen Körperge- wichts beim Klettern, Hocken und Aufrichten, Laufen, Sprinten etc. All diese Bewegungen verlangen Kraftentwicklung aus Win- keln, die selbst eine Dehnposition darstellen. Natürlich kommt es auf die Schulung der Trainer an. Sie müssen ein gutes Verständnis von der Funktionalität des Körpers besitzen. Bei unseren Semi- naren und Vorträgen frage ich nach der Funktion von Muskeln, Ligamenten, Faszien, etc. Es gibt noch große Defizite, was aber gleichzeitig eine Chance darstellt, den Fitnessmarkt über den Ge- sundheitsgedanken neu zu erschließen. Das beginnt schon mit dem Ansatz, dass der Muskel strukturell nur kontrahieren kann, das Gelenk nicht dazu da ist, stillzuhalten usw. Die Rolle des intelli- genten und gut ausgebildeten Trainers wird einen immer höheren Stellenwert haben.

fMi: Funktionelles Training ist seit Jahren ein Trend. Wird es in Zukunft so bleiben oder das Gerätetraining irgendwann ersetzen?

Dr. Dr. Gharavi: Gerätetraining wird immer der Hauptbestandteil eines Studios bleiben und das ist auch gut so, weil wir viele Dinge durch den Zivilisationsprozess verlernt haben. Man kann die Men- schen also nicht übergangslos direkt zum funktionellen Training bringen, sondern kann über das Gerätetraining, als sehr bequeme Form des Trainings, einen Übergang zum funktionellen Training herstellen. Wenn wir also von funktionellem Training sprechen, meinen wir eigentlich freie Elemente des Bewegungstrainings. So sollte es deshalb auch genannt werden.

Leider klingt das nicht so spannend wie Functional Training. In je- dem Fall wird es ein wichtiger Bestandteil im Studio bleiben. Es ist von den Anschaffungskosten her deutlich geringer, hat aber einen hohen Nutzen. Ein wichtiger Aspekt darf nicht vergessen werden: Die Schulung und das Fachwissen der Trainer sind das A und O für den Erfolg von funktionellem Training im Studio; deshalb legen wir für unser Konzept von 4D Pro allergrößten Wert darauf.

fMi: Was macht das 4D Pro-Bungee-Fitnessgerät so besonders?

Dr. Dr. Gharavi: Unser 4D PRO-Bungee-Trainer ist ein Trainingsgerät, das die Bewegung des Körpers in den Vordergrund stellt und die Schwachstellen in jeder Bewegung markiert. Es hat einen besonderen Effekt auf unsere Wahrnehmung, ähnlich wie nach einigen Sprüngen auf dem Trampolin: Die Anstrengung macht Spaß und nach nur wenigen Wiederholungen fühlt sich die Bewegung – zurück auf der Erde – komplett anders an. Es kommt dadurch ins- gesamt zu einer Stärkung der Bewegungswahrnehmung. Daraus entsteht eine verbesserte Bewegungsqualität. 4D Pro-Bungee-Fitness lässt den Körper wieder Körper sein.

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